Weinfarben
Was Rotwein, Weißwein und Rosé über Herkunft, Alter und Qualität verraten
Die Farbe des Weins ist eines der markantesten Unterscheidungsmerkmale – nicht nur für das Auge, sondern auch für die sensorische Einschätzung. Je nach Rebsorte, Weinbereitung und Alter unterscheiden sich die Weinfarben teils erheblich. Schon bei der ersten Einteilung – Rotwein, Weißwein oder Rosé – spielt die Farbe eine zentrale Rolle.
Weinmythen: Stammt Weißwein wirklich von grünen Trauben?
Ein verbreiteter Irrtum: Weißwein kommt von grünen Trauben, Rotwein von roten. Tatsächlich ist der Traubensaft der meisten Rebsorten farblos. So lassen sich aus vielen roten Trauben auch Weißweine herstellen – solange der Kontakt mit den farbgebenden Schalen unterbleibt. Ausnahmen sind Sorten wie Dunkelfelder, Dornfelder oder Cabernet Mitos, deren Saft bereits rote Pigmente enthält.
Wie entsteht die Weinfarbe?
Die Farbe stammt fast ausschließlich aus den Schalen der Trauben. Je nachdem, wie lange der Most auf der Maische liegt, also im Kontakt mit den Beerenschalen bleibt, verändert sich die Intensität der Weinfarbe. Auch mechanische Einflüsse wie Umwälzen sowie Alkoholgehalt, Gärtemperatur und pH-Wert beeinflussen die Farbausbeute.
Faustregel:
Je höher Alkohol, je wärmer die Gärung, je niedriger der pH-Wert – desto intensiver die Farbe.
Was die Weinfarbe über das Alter verrät
Weinfarben geben Aufschluss über das Alter – wenn auch grob. Dabei zeigen sich Rot- und Weißweine konträr:
Rotwein wird mit zunehmendem Alter heller, oft mit einem Braunstich.
Weißwein wird mit den Jahren dunkler.
Ein zusätzliches Merkmal: Der sogenannte Wasserkranz im Glas wird bei älteren Weinen breiter – sichtbar an der stärkeren Farbdifferenz zwischen Kern und Rand.
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Rotweine zeigen eine große Farbpalette, die Kenner in zehn Farbtöne unterteilen – von hell bis sehr dunkel:
Hellrosa
Pink
Hellrot
Ziegelrot
Rubinrot
Kirschrot
Granatrot
Purpur
Violett
Blauschwarz
Tipp zur Einschätzung:
Rotweine aus heißen Anbaugebieten (z. B. Spanien, Italien, Australien) sind meist dunkler als solche aus kühleren Regionen (z. B. Deutschland, Neuseeland). Ebenso wirken tanninreiche Weine dunkler als leichte Rotweine. -
Roséwein – oft unterschätzt – überzeugt mit Vielfalt und Frische. Die Farbe entsteht durch kurze Maischezeit mit den Traubenschalen. Entgegen verbreiteter Mythen wird Rosé weder aus halbroten Trauben gemacht noch durch das Mischen von Rot- und Weißwein (was in der EU für Stillwein verboten ist).
Roséweine zeigen ein breites Farbenspektrum:
Lachs
Grapefruit
Blutorange
Himbeere
Erdbeere
Johannisbeere
Pink
Tomate
Süßkirsche
Wichtig:
Die Farbe sagt nichts über die Qualität des Roséweins aus – sie ist rein herstellungsbedingt. -
Bei Weißweinen reichen die Farben von fast farblos bis zu sattem Bernstein. Junge, trockene Weine sind oft hell mit grünlichen Reflexen, während gereifte Weine oder Dessertweine deutlich dunkler wirken.
Farbskala für Weißwein:
Farblos
Hellgelb
Grüngelb
Zitronengelb
Strohgelb
Blassgold
Grüngold
Gelbgold
Altgold
Bernstein
Gelbbraun
Beispiele & Tipps:
Sauvignon Blanc: meist blass, grünliche Töne
Chardonnay (Barrique): oft goldgelb
Beerenauslesen/Eiswein: meist dunkel bernsteinfarben
Extra-Tipp: Glanz und Klarheit
Profis beurteilen neben der Farbe auch den Glanz des Weins – vor allem bei Weißwein.
Funkelnder Glanz deutet auf hohe Säure und Frische hin.
Matter Glanz spricht für Reife.
Trübungen oder Schlieren hingegen können auf Fehler oder Qualitätsmängel hindeuten.
Faustregel:
Je höher die Qualität, desto klarer und reiner die Erscheinung des Weins.
Weinfarbe bestimmen: So geht’s richtig
Um die Farbe eines Weins korrekt zu beurteilen, empfiehlt sich:
Weinglas gegen einen weißen Hintergrund (z. B. Blatt Papier) halten
Diffuses Tageslicht statt Kunstlicht nutzen
Weinglas leicht kippen, um den Randbereich (Wasserkranz) zu analysieren
Fazit
Ob Rotwein, Weißwein oder Rosé – die Farbe ist ein wertvolles sensorisches Werkzeug für Weinfreunde. Sie verrät Hinweise zu Herkunft, Stilistik, Reifegrad und sogar Herstellungsart. Mit etwas Übung lassen sich Unterschiede nicht nur erkennen, sondern auch deuten – ganz ohne Etikett.