Weingeschmack beeinflussen
Wie Farben, Gläser und Besteck unseren Weingeschmack beeinflussen
Das Auge trinkt mit – mehr als wir denken. Studien zeigen, dass Farbe, Form und Material von Gläsern, Besteck und Geschirr den Geschmackssinn entscheidend beeinflussen können. Forschende der Universität Oxford fanden heraus, dass schon kleine visuelle Reize verändern, wie süß, salzig oder fruchtig ein Getränk – wie z. B. Wein – wahrgenommen wird.
Geschmack ist beeinflussbar – durch Glas, Besteck und Farbe
Wissenschaftler Vanessa Harrar und Charles Spence untersuchten, wie stark visuelle und haptische Reize auf das Geschmacksempfinden wirken. Das Ergebnis: Unser Gehirn trifft schon vor dem ersten Schluck eine Entscheidung – basierend auf Farbe und Form.
Beispiele aus den Studien:
Glasfarbe: Aus blauen oder grünen Weingläsern wirken Getränke erfrischender.
Tellerfarbe: Rote Teller reduzieren den Appetit – man isst automatisch weniger.
Schalenfarbe: Snacks in blauen Schalen schmecken salziger.
Besteckart: Käse, der auf einem Messer serviert wird, wirkt salziger.
Löffelfarbe: Joghurt auf einem weißen Löffel schmeckt süßer.
Visuelle Erwartung bestimmt den Weingeschmack
Ein bekanntes Beispiel liefert ein Experiment mit eingefärbtem Weißwein: Forschende färbten neutralen Weißwein rot – mit einem geschmacksneutralen Farbstoff. Die Teilnehmenden beschrieben daraufhin Aromen von Tanninen und roten Früchten, die im Getränk real nicht vorhanden waren.
Auch der französische Önologe Frédéric Brochet legte 54 Weinexperten herein: Bei einer "Rotweinprobe" verkosteten sie in Wahrheit gefärbten Weißwein – kein einziger erkannte den Unterschied. Im Gegenteil: Edle Flaschen und Etiketten führten zu überschwänglichem Lob.
„Man schmeckt, was man erwartet zu schmecken.“ – Frédéric Brochet
Wie Licht den Weingenuss verändert
Ein weiteres spannendes Experiment (PDF) fand in Zusammenarbeit mit dem Weingut Fritz Allendorf in Oestrich-Winkel statt. Ziel: Die Wirkung von Umgebungslicht auf den Geschmack von Wein.
Die Ergebnisse:
Rotes Licht: Der Wein schmeckt süßer und fruchtiger, Teilnehmende zahlten sogar über 1 Euro mehr pro Flasche.
Blaues Licht: Der Wein wurde bitterer, aber auch würziger empfunden.
Grünes Licht: Der Geschmack wirkte weniger fruchtig, aber würziger als bei neutralem Licht.
Weißes Licht: Diente als Referenz – weniger intensives Geschmackserlebnis.
Fazit: Der Weingeschmack ist Kopfsache
Ob Glasform, Farbe, Besteckmaterial oder Lichtstimmung – alle diese Faktoren beeinflussen, wie wir Wein und Speisen schmecken. Das bedeutet auch: Design, Ambiente und Präsentation sind entscheidende Zutaten für ein gelungenes Wein-Erlebnis.